Papieri People

Königin der Lüfte

Iris Harnisch

Kranführerin als Berufung

Drei Kräne bedienen die dritte Bauetappe auf dem Papieri-Areal, wo im Haus F mit den «Next Level Spaces», einzigartige Gewerberäume entstehen. Auch die Räume der künftigen Migros im Haus E sind bereits erkennbar. Wer den Überblick über die Baustelle hat, erzählen uns in der aktuellen Ausgabe von Papieri-People zwei, die es wissen: Iris Harnisch ist als Kranführerin eine wichtige Drehscheibe in der Luft und Lukas Büsser sorgt als Polier für die Organisation am Boden. Wir haben die beiden in ihrer Mittagspause getroffen und sie haben uns über Arbeitsplätze in luftiger Höhe sowie die Herausforderungen und Freuden ihrer Zusammenarbeit erzählt.

Wir treffen Lukas im Container-Dorf neben der Baustelle. Von Iris sind nur die orangen Arbeitshosen hoch oben in der Führerkabine des mittleren Krans erkennbar. Lukas kümmert sich als Polier der dritten Bauetappe auf dem Papieri-Areal um die Material-Logistik und einen reibungslosen Ablauf auf der Baustelle. Bereits wird am ersten Stockwerk gearbeitet. Die künftigen Verkaufsräume der Migros mit der Anlieferung sind schon erkennbar.

Lukas führt uns über die Baustelle und die Treppe hinunter ins erste Untergeschoss des künftigen Geschäftshauses F.

Durch ein Labyrinth von Stützen und gestapeltem Baumaterial erreichen wir im Rohbau den Fuss des grössten der drei Kräne auf der Baustelle. «Für alle Kranführenden bauen wir jeweils einen Zugang, damit sie den Aufstieg zu ihrem Arbeitsplatz leichter erreichen können», erklärt Lukas. Doch im Moment wird im Erdgeschoss gerade am Belag gearbeitet.

«Dort oben, auf 52 Meter Höhe, arbeitet Iris», zeigt Lukas in den stahlblauen Himmel.

Hier oben ist zur Zeit Iris' Arbeitsplatz.

Pünktlich um 12 Uhr stoppt der Baubetrieb für die Mittagspause. Iris klettert die rund 200 Tritte von ihrem «Thron» zu uns herunter.

Man glaubt es kaum, doch ursprünglich bin ich gelernte Coiffeuse.

Iris Harnisch, Kranführerin

Bereits seit 20 Jahren arbeitet die Aargauerin als Kranführerin bei Implenia. Zu ihrem Beruf kam sie allerdings über Umwege. Ihren Lehrabschluss machte sie in einer ganz anderen Branche: «Ich bin eine Quereinsteigerin. Man glaubt es kaum, doch ursprünglich bin ich gelernte Coiffeuse.» 

Kranführerin Iris Harnisch erzählt von ihrem aussergewöhnlichen Beruf.

Die Faszination für Baukräne entdeckte sie erst später durch einen Bekannten, der auf der Suche nach Kranführern war. «Da habe ich meine Chance gepackt und mich trotz Höhenangst in die Kabine eines Krans gewagt». In den Bergen sei ihr heute noch mulmig, wenn sie an einem Felsvorsprung stehe. Aber dort oben im Kran fühle sie sich sicher, lacht Iris. «Der Kran ist stabil, Auf- und Abstieg sind geschützt und die Aussicht von meinem Arbeitsplatz ist einfach atemberaubend – auf dem Papieri-Areal sogar inklusive Aussicht auf den Zugersee und in die Zentralschweizer Alpen.»

Ihr Arbeitsalltag beginnt jeweils mit einem «halben Hundermeterlauf» – nicht ganz so schnell wie ihn Leichtathleten auf der Tartanbahn absolvieren, dafür praktisch senkrecht hoch in die Lüfte. «Zum Glück sind die neueren Kräne mit schrägen Leitern ausgestattet. In rund fünf Minuten bin ich oben. Dort bleibe ich dann bis auf Kurzpausen und natürlich die Mittagszeit.»

Die Plattform vor der Führerkabine umfasst etwas mehr als einen Quadratmeter. Hier kann sich Iris auch mal die Beine vertreten. Doch es gibt Tage, wo sie neun oder zehn Stunden an ihren Steuerhebeln im Kran sitzt – vor allem, wenn Betonarbeiten anstehen. Da ist ihr Einsatz unabdingbar. Dann muss es zügig gehen, damit der flüssige Beton vom Mischer auf Rädern teilweise quer über die Baustelle zum richtigen Ort gelangt und dort verarbeitet werden kann. «Beton hat immer Priorität, da muss alles rechtzeitig bereit sein.» Selbstverständlich kann Iris diese durch den Bauablauf bedingten Überstunden später kompensieren.

«Beton hat immer Priorität, da muss alles rechtzeitig bereit sein.»

Iris Harnisch, Kranführerin

 

Die Kommunikation mit dem Team am Boden erfolgt über Funk. «Polier, Vorarbeiter und Eisenleger geben mir Anweisungen.» Rund zehn Leute am Boden sind mit Funk ausgerüstet.

Für Aussenstehende ist es eindrücklich, wie reibungslos die Baustelle funktioniert und organisiert ist. Das morgendliche Briefing von Lukas hilft der Kranführerin, den Überblick über die Arbeitsabläufe zu behalten. So weiss auch Iris im Voraus, welche Materialtransporte zu priorisieren sind. «Mit der Zeit kennt man sich und ich erkenne an der Stimme, wer auf der Baustelle gerade ruft,» erklärt Iris. Dabei muss sie das Geschehen tief unten auf der Baustelle aber stets genau verfolgen.

«Auch wenn ich körperlich nicht sehr gefordert bin, kann mein Job zeitweise sehr anstrengend sein».

Iris Harnisch, Kranführerin

«Die Arbeit erfordert eine hohe Konzentration und ständige Aufmerksamkeit», erzählt sie weiter. Den grössten Teil ihrer Arbeit erledigt sie von oben auf Sicht. Eine Kamera unterstützt sie dabei, Details auf der Baustelle zu erkennen. Schatten behindert die Sicht und auch Wind erschwert die Arbeit von Iris. «Wind kann die Lasten gefährlich zum Schwingen bringen. Dann entscheide ich, ob es sicher ist weiterzuarbeiten, oder ob wir sicherheitsbedingt mit dem Kran eine Pause einlegen müssen», erklärt die erfahrene Kranführerin.

 

 

Hoch oben im mittleren und höchsten der drei Kräne bedient Iris einen Radius von 100 Metern der Baustelle.

«Iris ist eine meiner wichtigen Drehscheiben auf dieser Baustelle», meldet sich Lukas zu Wort. «Nicht nur, was die Logistik betrifft, auch sicherheitstechnisch ist der Einsatz von oben nicht zu unterschätzen».

Bei drei Kränen auf der Baustelle ist eine weitere Herausforderung für Iris die Zusammenarbeit mit den anderen beiden Kranführern. Mit dem höchsten Kran vor Ort bedient Iris mit ihrem Kranausleger 50 Meter und ist damit verantwortlich für einen Radius von 100 Metern. «Jeder Kran hat seinen eigenen Radius, aber manchmal überschneiden sie sich. Wir müssen ständig kommunizieren, um Unfälle zu vermeiden,» erklärt Iris.

«Auch wenn ich die Aussicht eher selten geniessen kann, habe ich den schönsten Arbeitsplatz, den es gibt.»

Iris Harnisch, Kranführerin

«Von oben nehme ich die Baustelle ganz anders wahr. Am meisten fasziniert es mich dabei, dass ich von oben zusehen kann, wie etwas Neues entsteht, und gleichzeitig Teil dieses grossen Ganzen bin.» Iris und Lukas sind gespannt, wie sich die dritte Bauetappe der Papieri gegen die Knonauerstrasse hin präsentiert und wer neben der Migros in die «Next Level Spaces» einzieht. Wie Iris täglich in ihre Führerkabine hochklettert, wachsen auch Gerüste und Geschosse des Geschäftshauses F in die Höhe.

Das künftige Gesicht zur Knonauerstrasse bietet Gewerbemietern in den «Next Level Spaces» die Möglichkeit, jederzeit am eigenen Standort zu wachsen. Dafür können nach Bedarf und wann immer es nötig ist Zwischenböden eingezogen werden. Die ersten der dafür notwendigen zweigeschossigen Stahlträger werden ab Mitte August montiert.

«Dass wir den Grundausbau kommenden Mieterausbauten anpassen, ist eine weitere Herausforderung in der Realisierung»,

erklärt Lukas Büsser, Polier.

Rund 200 Tritte sind es bis zur Führerkabine, wo auf Iris die nächste Herausforderung wartet.

Auch wenn die dritte Etappe der Papieri keine alltägliche Baustelle ist: Für Iris ist klar:

«Für mich ist jede Baustelle Herausforderung und Abenteuer zugleich.»

Video-Clip 1: «En Job mit Überblick und wie echli game»
Video-Clip 2: «Dä höchschti Job»
Video-Clip 3: «E wichtige Dreischiibe»

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